Synagoge und Mikwe Bayreuth
Bayreuth

Das neue Kultus- und Kulturzentrum in der Münzgasse hat das jüdische Leben Bayreuths maßgeblich weiterentwickelt und einen attraktiven Anziehungspunkt mit überregionaler Strahlkraft erschaffen. Die Synagoge und die Mikwe in Bayreuth nehmen darin die zentrale Stellung ein.

Die erstaunlich wechselvolle Historie des Synagogengebäudes reicht weit in das 18. Jahrhundert zurück und ist eng mit der Bayreuther Stadtgeschichte verwoben. 1714 errichtete Markgraf Georg Wilhelm mit dem „Redouten- und Operahaus“ den Vorgängerbau des heutigen Markgräflichen Opernhauses. Es folgten mehrere Umbauten ehe 1759 schließlich die jüdische Gemeinde einzog. Sie nutzt das Gebäude seitdem bis heute. Diese in Deutschland einmalige Kontinuität wurde nur unter der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus unterbrochen.

Der Zerstörung in der Reichsprogromnacht entging die Synagoge lediglich wegen ihrer unmittelbaren Nähe zum Markgräflichen Opernhaus. Das Innere des Hauses wurde stark verwüstet. Der Baukörper an sich blieb vergleichsweise unversehrt. So konnte er einerseits bereits 1946 der jüdischen Gemeinde wieder Heimstätte sein. Andererseits blieb aber auch ein herausragendes Baudenkmal erhalten, in dem die Geschichte Bayreuths bis heute lesbar ist. Seit dem letzten Umbau in den 1960er Jahren hat die Zeit jedoch ihre Spuren hinterlassen. So ist etwa der mächtige Dachstuhl durch Wasser beschädigt worden. Im Zuge der Neugestaltung wurde dieser und andere kritische Punkte denkmalgerecht in Stand gesetzt. Die energetische Ertüchtigung und Modernisierung erfolgte wegen der historischen Bausubstanz nur äußerst behutsam. So bleibt das Gebäude auch den kommenden Generationen erhalten.

Den veränderten Bedürfnissen der gewachsenen Gemeinde gerecht werdend, erfolgte die Anpassung des Inneraums. Die vorsichtige innere Neuordnung und Verlegung der Eingangssituation erzeugt dabei zwischen Synagoge, Oper und Redoutenhaus einen Hof. Hier liegt der Eingang zur Synagoge nun wieder an der historischen Stelle auf der Westseite. Diese Ausrichtung betont die wiederhergestellte historische West-Ost Achse der Synagoge. Die überarbeitete Hofgestaltung ermöglicht darüber hinaus einen ebenerdigen Zugang zur Synagoge. Die Fassadengestaltung und Fassadengliederung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege konzipiert.

Die Öffnung des untemperierten, temporär nur für gesonderte Führungen nutzbaren Dachraumes ermöglicht die Sichtung der historischen Genisa. In der neugestalteten Synagoge stehen im Erdgeschoss etwa 50 Sitzplätze für Herren zur Verfügung. Ferner finden sich im Obergeschoss weitere 50 Sitzplätze für Damen auf der Frauenempore, sowie eine Küche und der Gemeindesaal. Die vertikale Erschließung zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss ist über Treppen und eine Aufzugsanlage sichergestellt. Diese ermöglicht auch die barrierefreie Nutzung des Gebäudes.

Die Synagoge und Mikwe in Bayreuth sind das Herzstück des neuen jüdischen Kultus- und Kulturzentrums. Es liegt im Interesse der Öffentlichkeit, dass sich jüdische Kultur als selbstverständlicher Bestandteil unserer Gesellschaft zeigt. Dem folgend dient das Kultus- und Kulturzentrum in der Münzgasse nicht nur den religiösen Belangen der Gläubigen sondern entsprechend dem neuen Selbstverständnis der gewachsenen Gemeinde als Schnittstelle und Begegnungsort jüdischen Lebens, die interreligiösen und kulturellen Austausch fördert.

Urheberschaft: Andrea Wandel, Dr. Rena Wandel-Hoefer, Andreas Hoefer, Wolfgang Lorch, Nikolaus Hirsch, Florian Götze, Thomas Wach
Projektteam: Kuno Fontaine, Florian Götze, Nikolaus Hirsch, Wolfgang Lorch, Johannes Vogt, Thomas Wach, Andrea Wandel, Sören Sebastian Frell