Synagoge Regensburg
Regensburg

Beitrag von Wandel Lorch Götze Wach im Rahmen des Architektur- Wettbewerbs zum Neubau eines jüdischen Gemeindezentrums mit Synagoge in Regensburg im Jahr 2015.

Das Fehlen eines tradierten, spezifischen Bautyps „Synagoge“ steht in einem auffälligen Gegensatz zu einer über Jahrtausende hinweg überlieferten, schriftlichen Tradition. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Architektur – entgegen ihrem ewigen Anspruch auf Dauerhaftigkeit – der zeitlichen Veränderung in stärkerem Maße ausgesetzt ist als die Schrift. Dies bedeutet zunächst aber auch, dass keine kohärenten Grundlagen zu existieren scheinen, wie eine Synagoge zu bauen sei. Der Neubau einer Synagoge in Regensburg gerät daher fast zwangsläufig in das Spannnungsfeld grundsätzlicher Fragen neben eben jener nach einer spezifische Architektur jüdischer
G’tteshäuser: Wie verhalten sich architektonische Parameter gegenüber historischen und aktuellen Phänomenen, die wesentlich durch die Themen Identität und Migration bestimmt sind? Wie reagiert ein neues Gebäude mit gleicher Nutzung und an gleicher Stelle auf einen städtebaulichen Kontext, der vor allem durch die eine wertvolle historisch gewachsene Stadtstruktur hoher Kontinuität geprägt ist? Die Zerstörung der alten Synagoge durch die Nationalsozialisten hat die bauliche Kontinuität unwiederbringlich gebrochen. Eine Rekonstruktion erscheint aussichtslos und ohnehin fragwürdig. Zu groß ist der historische Bruch, zu ambivalent die Bauaufgabe „Synagoge“ als solche. Ungebrochen bleiben die Authentizität und die Kontinuität des Ortes wiederum als Symbol einer Beständigkeit und Stabilität. Die neue Synagoge Regensburg am historischen Ort der alten und zerstörten Synagoge wird somit Sinnbild einer Metaphorik von „Fragilität“ und „Stabilität“ als Ausdruck von dauerhaften und provisorischen, alten und neuen Zuständen. Dieses Spannungsfeld ist auch der Ausgangspunktes der Architektur, ist sie doch auch die Zustandsbeschreibung dessen, was man die architektonischen Grunderfahrungen des Judentums nennen könnte: den massiven Tempel und das fragile Stiftszelt oder das portative G’tteshaus.