Unser Büro plant im Auftrag der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz den Neubau einer Synagoge mit Gemeindezentrum in der Altstadt von Koblenz. Grundidee der städtebaulichen Setzung ist Planung von zwei einzelnen Baukörpern für Synagoge und Gemeindezentrum. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Ausbildung eines großen und offenen Freibereichs, der der Gemeinde für Festivitäten zur Verfügung steht. Dieser Freibereich wird durch die Nutzung der Typografie leicht vom umgebenden Straßenniveau abgesetzt. Diese Maßnahme ermöglicht die Schaffung eines Freibereichs der ausreichend gesichert werden kann ohne einen hermetischen Ausdruck zu erzeugen. Die Auflösung des Widerspruchs zwischen Sichtbarkeit jüdischen Lebens in der Stadt und den notwendigen Sicherheitsvorgaben ist Ziel dieses Entwurfsansatzes.
Die Freistellung der Synagoge als Solitär, ermöglicht nicht nur die rituelle Ostung des Gebäudes, sondern stärkt auch die Sichtbarkeit und Präsenz im Stadtraum. Der Baukörper kann in der Folge explizit als Gotteshaus erkennbar werden. Der Bau einer Synagoge in Deutschland ist ohne Auseinandersetzung mit dem Holocaust nicht zu denken. Synagogen sind indessen keine Erinnerungsorte – sie sind Orte jüdischen Lebens.
Ein neuer Synagogenbau ist möglicherweise immer auch ein Zeichens des Aufbruchs und, ohne paradox zu sein, gleichzeitig ein Zeichen des Ankommens. ‚Aufbruch‘ und ‚Ankommen‘ – ‚auf dem Weg‘ zu sein und ‚eine Heimat zu haben‘ – sind Erfahrungen, die die jahrtausendealte Geschichte des Judentums bis heute prägen und die im portativ-temporären des Stiftszelt und dem dauerhaft-massiven des Tempels ihre materiell-stoffliche
Entsprechung finden. ‚Aufbruch‘ und ‚Heimat‘, diese Grundprägung des jüdischen Heimatverständnisses
sollen daher gleichermaßen in der Formung der Architektur zum Ausdruck gebracht werden. Die abstrahierte Dialektik von Tempel und Zelt, ist der Grundgedanke unserer Gestaltungsarbeit und findet sich konsequent in der Gestaltung des Koblenzer Gotteshauses.