Neue Synagoge Dresden
Dresden

In Dresden hat eine doppelte Zerstörung stattgefunden: jene der Semperschen Synagoge am 9. November 1938 und jene der Dresdner Altstadt am 13. und 14. Februar 1945. Die Zerstörungen sind zwar historisch miteinander verknüpft, die Reaktion auf das Verschwinden der Bauten könnte jedoch kaum unterschiedlicher sein. Mit der Rekonstruktion von Frauenkirche und anderer, tief im kollektiven Gedächtnis verwurzelter Bauten wird der Versuch unternommen, die Kontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart wiederherzustellen. Die Neue Synagoge steht im Gegensatz dazu im Spannungsfeld zwischen Stabilität und Fragilität, zwischen dauerhaften und provisorischen Zuständen. Auf die veränderten Bedingungen eines historischen Ortes, der zur Schnittstelle zwischen rekonstruierter Altstadt und sozialistischer Nachkriegsmoderne geworden ist, reagiert der Entwurf mit zwei autonomen Baukörpern, welche die ganze Länge des Grundstücks ausnutzen und damit vom integrierten Typus des Gemeindezentrums abweichen. Eine öffentliche Freifläche bringt die unterschiedlichen Nutzungen von Synagoge und Gemeindehaus in einen räumlichen und materialen Zusammenhang. Die Synagoge ist ein Raum der Konzentration, dessen Volumen sich auf die Elbe bezieht und damit in die Silhouette Dresdens einreiht. Das Gemeindehaus, das sich wie ein Guckkasten zum öffentlichen Hof öffnet, bezieht sich auf die städtebauliche Textur der Altstadt und bildet eine neue Eingangssituation und Schnittstelle.

Die Diposition des Innenraum der Neuen Synagoge Dresden ist durch drei Motive bestimmt. Die historisch hergeleitete Dualität von Tempel und Zelt zeigt sich im Miteinander des Massiven der Gebäudehülle und der Leichtigkeit der textilen inneren Hülle. Die Sichtbarmachung der Differenz zwischen Grundstücksausrichtung und der Ostung des Sakralraums durch die verdrehte Kubatur ist zentral für die Raumwahrnehmung. Die Behandlung des sakralen Raumkonflikts erfolgt durch das in den Mittelpunkt gestellte zentrale Lesepult (Bima) und prägt so die Wahrnehmeung und Nutzung des Gebetsraumes.

Urheberschaft: Andrea Wandel, Dr. Rena Wandel-Hoefer, Andreas Hoefer, Wolfgang Lorch, Nikolaus Hirsch
Projektteam: Christine Biesel, Kuno Fontaine, Nikolaus Hirsch, Christoph Kratzsch, Wolfgang Lorch, Dirk Lang, Lukas Petrikof, Andrea Wandel